Lapislazuli
Lapislazuli (auch Lasurstein oder Lapis Lazuli genannt) ist tiefblau und metamorph (durch Druck und Hitze entstanden). Der Stein besteht aus den Mineralien Lasurit, Calcit, Pyrit und etwas Diopsid und Sodalith. Die Anteile unterscheiden sich je nach Fundort. Der Stein soll die Aufrichtigkeit fördern und die Tätigkeit der Drüsen stärken.
Mythologie und Geschichte
Ethymologisch leitet sich der Name des Steins vom lateinischen Lapis (Stein) und Lazuli (Blau) ab. Mythologisch ordnet man ihn schon seit langer Zeit dem Planeten Jupiter zu, der für die antiken Römer der Gottvater war und für Kraft, aber auch Menschenliebe und Optimismus steht.
In der Neuzeit wurde der Lapislazuli als Basis für blaue Farbe erstmals ab 1768 durch den deutschen Chemiker und Apotheker Andreas Sigismund Marggraf beschrieben, während der französische Chemiker Nicolas Clément im Jahr 1806 eine genaue Analyse eines Lapislazuli vornehmen konnte. Er ermittelte in ihm 35,8 % Silizium, 34,8 % Aluminium, 23,2 % Soda und jeweils 3,1 % Soufre und Chaux carbonatee. Hierbei ist festzustellen, dass dies die Zusammensetzung des von Clément analysierten Steins war, die nicht für jeden Lapislazuli repräsentativ ist. Man versuchte aber in den folgenden Jahren, nach dieser Analyse künstlichen Lapislazuli herzustellen, weil er als Farbvorlage und Schmuckstein sehr begehrt war.
Im Schmuckbereich wirkt vor allem seine ultramarinblaue Farbe sehr intensiv, die durch kleine goldfarbene Pyritadern noch aufgewertet werden kann. Die blaue Färbung sieht je nach Fundort unterschiedlich aus: Tadschikische Lapislazuli sind beispielsweise marineblau, Steine vom Baikalsee eher blauviolett. Die Menschheit kennt den Lapislazuli schon sehr lange, ältester Schmuck aus dem Gestein stammt von der Mehrgarh-Kultur in Südasien. Die Funde sind rund 7.000 Jahre alt. Auch in Nordafghanistan (Provinz Badachschan) förderte man schon vor etwa 6.000 Jahren Lapislazuli in der Lagerstätte Ladjuar Medam auf etwa 1.500 bis 5.000 Metern Höhe. Weitere Fundstätten ähnlichen Alters gibt es im Iran.
Die alten Ägypter importierten Lapislazuli spätestens ab der 1. Dynastie vor rund 5.000 Jahren. Dort wurde er als "Stein der Herrscher" betitelt und wird heutzutage immer wieder in Pharaonengräbern gefunden. Die Augen der vergoldeten Totenmaske des Tutanchamun wurden teilweise aus dem Gestein hergestellt, auch im Brustkragen und an einem Fingerring sind sie zu finden. Die Ägypter fertigten aus Lapislazuli auch Skarabäen. Vor mehr als 4.000 Jahren siedelte sich die Indus-Kultur im nordafghanischen Shortugai an, beutete dort die Vorkommen an Lapislazuli aus und fertigte daraus für den Handel Perlen. Die Sumerer und Assyrer entdeckten spätestens vor 4.000 Jahren den Schmuckstein für sich, er war bei ihnen etwa halb so teuer wie Silber. In anderen Regionen kostete er durch Handelsaufschläge aber deutlich mehr. Das altbabylonische Gilgamesch-Epos erwähnt ebenfalls den Lapislazuli. Nach Europa gelangte der Stein vor etwa 3.000 Jahren in der Spätbronzezeit, er wurde aus Mesopotamien und Ägypten importiert.
Bildung von Lapislazuli
Die Bildung erfolgt überwiegend durch Kontaktmetamorphose. Das bedeutet: Mehrere Ausgangsmaterialien wachsen durch erhöhte Temperatur und/oder Druck zusammen und verändern dabei teilweise ihre Struktur (sogenannte Metasomatose). Diese Ausgangsmineralien sind vielfältig, sie wirken aber kaum jemals komplett zusammen. Nachgewiesen wurden bislang:
- Amphiboliten
- Marmor
- Gneis
- Pyroxeniten
- Peridotiten
- Afghanit
- Hauyn
- Dolomit
- Nephelin
- Apatit
- Schwefel
- Tremolit
Durch die Metasomatose entstehen dann die oben genannten Bestandteile des Lapislazuli, die als Minerale unter anderem die chemischen Stoffe Silizium, Aluminium, Soda, Carbon und weitere enthalten.
Fundorte
Die wichtigsten und bekanntesten Fundstätten von Lapislazuli mit den bis heute höchsten Vorkommen befinden sich in diesen Regionen:
- westlicher Hindukusch (afghanische Provinz Badachschan)
- Russland (mehrere Regionen am Baikalsee)
- Tadschikistan (Pamirtal)
- Iran
- Chile
- Kalifornien
- Arkansas
In Afghanistan ist die Lapislazuliförderung bis heute sehr bedeutsam, weshalb im Bürgerkrieg des Landes die Lagerstätten stets sehr umkämpft waren. Die Kriegsparteien verwendeten die Erlöse aus den Verkäufen für den Kauf von Waffen. Die Tradition der Förderung ist dort Jahrtausende alt (siehe vorheriger Abschnitt). In den Frühzeiten der Förderung erhitzten die Bergleute das Gestein mit Feuer und schreckten es dann mit kaltem Wasser ab, wodurch sie Lapislazuliadern herausklopfen konnten, heute sprengen sie die Adern heraus. In Russland sind die schönsten Varietäten in Malobystrinskoye am Baikalsee zu finden. Eine Förderin des dortigen Abbaus war unter anderem Katharina die Große (1729 – 1796).
Verwendung von Lapislazuli
Wie bereits erwähnt ist Lapislazuli laut den bislang bekannten Funden seit mindestens 7.000 Jahren ein wichtiger Schmuckstein. Diese Verwendung zieht sich durch die Jahrtausende bis heute. Es gibt aus dem europäischen Barock einige exponierte Beispiele der Verarbeitung zu Kult- und Schmuckgegenständen: Der italienische Jesuit Aloisius von Gonzaga (gestorben 1591, später heiliggesprochen) wurde in einer aus Lapislazuli gefertigten Urne bestattet. Der Altar der römischen Kirche Il Gesù wurde um 1700 mit Säulen aus Lapislazuli ausgestattet. Zu seiner Dekoration gehört eine goldgefasste Erdkugel mit lapisblauen Ozeanen. Man glaubte lange, sie bestehe komplett aus Lapislazuli, womit sie das weltweit größte Kunstwerk aus dem Schmuckstein gewesen wäre, doch jüngere Forschungen belegten, dass sie aus Mörtel mit einem hohen Lapislazulianteil besteht.
In der Isaakskathedrale in St. Petersburg wurden hingegen die Säulen der Ikonostase um 1800 tatsächlich vollkommen aus diesem Gestein gefertigt. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) ließ im ab 1851 erbauten Potsdamer Orangerieschloss ein Lapislazuli-Zimmer einrichten. In diesem sind die Möbel mit einzelnen Lapislazuli bestückt.
Im späten 20. Jahrhundert wurde der Wiener Wasserwellen-Lebens-Brunnen aus dem größten je geborgenen Lapislazuli-Monolith gebaut. Er stammte aus Chile und hatte eine Rohmasse von 18,3 Tonnen.
Die Verwendung von fein geriebenem Lapislazuli als Farbpigment hat ebenfalls eine uralte Geschichte. Das leuchtende Blau ist lichtbeständig, was schon die alten Ägypter sehr schätzten und später die abendländische Kunst aufgriff. Auf mittelalterlichen Bildern wurde diese Farbe nur sehr sparsam eingesetzt, weil sie außerordentlich teuer war. Sie hieß „Ultramarin“, weil sie die Händler von „jenseits der See“ beschafften. In der Renaissance wurde Ultramarinblau so teuer wie Gold gehandelt.
Später waren Lapislazulipigmente in der italienischen Frührenaissance (dem Quattrocento) gern verwendete Stilmittel. Wie oft sie neben dem Gold unter anderem für das Blau in Mariengewändern einzusetzen waren, hielten die Malern und ihre Auftraggeber explizit in Vertragswerken fest. Wie das Pigment aus dem Gestein gewonnen wurde, beschrieb um 1400 der Maler Cennino Cennini. Weitere Beispiele des Lapislazulieinsatzes finden sich in den Werken von Fra Angelico (1395 – 1455), der seinen leuchtendblauen Himmel damit gestaltete, und in den Fresken von Giotto di Bondone (1267 – 1337), der die Cappella degli Scrovegni in Padua damit ausmalte. Es gibt zahllose weitere Protagonisten, die Lapislazuli als Farbgrundstoff verwendeten, so die Buchmaler, die für den Herzog von Berry die Buchmalerei Les Très Riches gestalteten, und Albrecht Dürer, der die hohen Kosten des Farbstoffs beklagte. Die blauen Fayence-Fliesen der muslimischen Architektur wurden ebenfalls damit gestaltet. Beispiele finden sich in der Bibi-Chanum-Moschee, in der Ulugbek-Madrasa (Samarkand) und in der Mir-i Arab Madrasa (Buchara).
Ein weiterer Einsatzbereich war persische Töpferware ab dem 12. Jahrhundert, die deshalb Lādschvardina-Ware heißt. Lādschvard ist das persische Wort für Lapislazuli. In Europa wurde Meißner Porzellan ab dem 18. Jahrhundert damit verziert. Ab 1828 konnten die Europäer den teuren Farbstoff durch synthetisches Ultramarinblau ersetzen („Meißner Lasursteinblau“ von Friedrich August Köttig). In der Neuzeit setzen immer noch Restauratoren für die Wiederherstellung historischer Werke Lapislazuli ein, das nach wie vor teuer ist. In Asien kommt es sogar immer noch für Neuschöpfungen zum Einsatz.
Nachgesagte Heilwirkungen
Dem Wunderstein werden psychische und körperliche Heilwirkungen nachgesagt.
Wirkung von Lapislazuli auf den Körper
Der Lapislazuli stärkt laut gängiger Heilsteinlehre die Funktionsfähigkeit der Drüsen, soll Krämpfe lösen, Kopfschmerzen linder, bei Bluthochdruck helfen und soll Hauterkrankungen vorbeugen. Außerdem soll er im körperlichen Bereich der Lapislazuli Beschwerden im Halsbereich lindern. Vor allem beim Kehlkopf und bei den Stimmbändern, soll der Lapislazuli seine gesamte Heilkraft entfalten. Wegen diesen nachgesagten heilenden Eigenschaften, wird der Lapislazuli vor allem für Sänger empfohlen, die Probleme mit ihrer Stimme haben.
Wirkung von Lapislazuli auf die Psyche
Der Stein soll die Aufrichtigkeit fördern und damit die eigene Glaubwürdigkeit verbessern. Des Weiteren soll er den Optimismus steigern und damit gegen Depressionen, Ängste, Blockaden und schlechte Gewohnheiten helfen. Auch soll er die Fähigkeit, Kritik anzunehmen fördern und sich seelisch zu erleichtern. Er fördert damit das Selbstbewusstsein seines Trägers und steigert so die Kontaktfreudigkeit. Man wirkt offener gegenüber fremden Personen.
Eigenschaften
Nachfolgenden die Lapislazuli Eigenschaften in der Übersicht:
Chemische Formel: |
(Na,Ca)8[(SO4,S,Cl)2(AlSiO4)6] |
Kristallsystem: |
kubisch |
Mineralklasse: |
Silikate |
Farbe: |
dunkelblau, hellblau, grünblau (oft mit Pyritinprägnationen) |
Strichfarbe: |
hellblau |
Mohshärte: |
5-6 |
Dichte: |
2,38-2,45 g/cm3 |
Glanz: |
Fettglanz, Glasglanz, matt |
Spaltbarkeit: |
unvollkommen |
Radioaktivität: |
nicht radioaktiv |
Magnetismus: |
nicht magnetisch |
Quelle Wikipedia von User Arpingstone (Adrian Pingstone)