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Jade


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Als Jade bezeichnet die Mineralogie mehrere Mineralien mit bestimmten optischen Eigenschaften, die sie zum bekannten Schmuckstein Jade machen. Die Hauptvertreter sind Jadeit und Nephrit. Schon die Menschen in der Altsteinzeit verarbeiteten vor mehreren 10.000 Jahren Jadesteine zu Schmuck.

Mythologie und Geschichte

Als Schmuckstein schätzte man Jade in China spätestens vor 8.000 Jahren, wie Funde belegen, möglicherweise aber auch schon früher. Dort entwickelte sich eine Jadehochkultur.

Ebenfalls sehr alte Funde gibt es aus Europa, dem pazifischen Raum, dem östlichen Mittelmeerraum und aus Mittelamerika. Die europäischen Kolonialherren brachten Jadeschmuck bis zum 19. Jahrhundert aus Übersee mit (Mittelamerika, Asien) und förderten damit den Eingang des Steins in die westliche Schmuckkultur. Ab den 1920er Jahren galten Schmuckstücke aus Jade als begehrte modische Accessoires, gleichzeitig schrieb man ihnen Heilwirkungen zu (siehe unten). Ab den 1960er Jahren glaubten Hippies, dass der Jadestein magische Attribute besäße, die Esoteriker prägten seit dieser Zeit den Begriff vom „Stein der Weisen“.

Das Wort Jade leitet sich vom spanischen piedra de ijada ab, was so viel wie Lenden- oder Nierenstein bedeutet. Dieser Begriff wurde als l’éjade ins Französische übernommen und etwa ab dem 17. Jahrhundert in einer falschen Übersetzung zu le jade umgebildet. Frühere Völker in Mittelamerika verwendeten schon vor mehr als 1.000 Jahren Jade als Amulett und Heilstein, der unter anderem gegen Nierenleiden helfen sollte. Dieser Verwendungszweck von Jade war auch in gänzlich anderen Weltregionen üblich. Das verwundert nicht: Der Stein ist ausnehmend schön, lässt sich gut verarbeiten, kann aber für andere Zwecke wie die Werkzeugherstellung nicht genutzt werden, denn dafür ist Jade zu weich. Allerdings stellten frühe Völker (auch in Europa) zeremonielle Jadewaffen und -werkzeuge her, beispielsweise Jadeäxte. Solche fand man in Frankreich, England und der Schweiz.

In der Antike galten Kunstgegenstände aus Jade im Mittelmeerraum als Luxusgut, das auch den persönlichen Status (ähnlich wie Gold und Silber) darstellen konnte. In Mesopotamien stellte man daraus Siegel, auf Kreta kostbare Gefäße her. Jadekunst ist auch von den Kulturen der Ägypter, Olmeken (Mexiko vor rund 2.000 Jahren), Maya und Māori (Neuseeland) bekannt. In ganz Mesoamerika (bei den Maya und wahrscheinlich auch bei den Inkas und Azteken) war smaragdgrüner Jade wertvoller als Gold.

Jade
Foto von Simon Eugster
Quelle: wikipedia

In China verehrte man ab dem 9. bis etwa zum 12. Jahrhundert sehr stark die Gottheit Yu Di (玉帝) als „Jadekaiser“, weil die Chinesen glaubten (und in Teilen heute noch glauben), dass sie über Jade mit ihren Göttern sprechen können. In der chinesischen Kulturgeschichte ist Jade so wichtig, dass chinesische Historiker schon vor sehr langer Zeit eine Jadezeit Yuqi Shidai (玉時) definierten, die sie etwa zwischen dem sechsten vorchristlichen bis ersten christlichen Jahrtausend einordneten und als ähnlich bedeutsam wie die Stein-, Bronze- oder Eisenzeit definierten. In dieser Zeit galt Jade in China als die magische Materie Shen Wu (魔法物質). Auch die Chinesen fertigten Kultwaffen aus Jade an. Des Weiteren spielte bei ihnen Jade der Religion, der Philosophie, der Staatskunst und der Literatur eine bedeutende Rolle. Selbstverständlich galt und gilt das Mineral in der chinesischen Kultur auch als Heilstein.

Bildung

Die Bezeichnung „Jade“ entstand kulturgeschichtlich, die IMA (International Mineralogical Association) differenziert das Mineral anders aus. Sie fasst Nephrit aus der Tremolit-Aktinolith-Reihe und Jadeit (Na-Pyroxen) sowie einige weitere Mineralien zusammen und gesteht ihnen die Zuordnung zu „Jade“ zu, wenn die Bestandteile des betreffenden Minerals mikroskopische Aggregate sind. Das sind mikrokristalline, verzahnte Körner und Fasern. Großkristalle kann Nephrit bilden, Jadeit hingegen nur sehr selten. Jademinerale sind in ihrem chemischen Reinzustand weiß. Die Farben Grün, Rötlich, Braun, Gelb und Violett entstehen durch zusätzliche chemische Verbindungen im Mineral, so das Grün von Chlor- und Chromionen. Es gibt auch weiße Jadesteine, die man in China und Indien sehr schätzt. Die teuerste Varietät ist allerdings der smaragdgrüne Jadestein (sogenannter Imperial- oder Kaiser-Jade) der durch beigemengtes Chrom entsteht und durchscheinende Kanten hat. Das Ausgangsmaterial ist Jadeit, das fast ausschließlich in Myanmar gefunden wird. Weitere bekannte Varietäten sind:

Die beiden Ausgangsminerale Jadeit und Nephrit bilden sich durch Druck und Hitze in der Erdkruste (sogenannte metamorphe Umbildung). Dafür sind prinzipiell vulkanische Prozesse verantwortlich. Dementsprechend oft entsteht Jade an Subduktionszonen, also denjenigen Zonen, an denen sich Erdplatten reiben. Das wäre beispielsweise der Pazifische Feuerring, in dessen Einzugsbereich Neuseeland, Kalifornien, Guatemala und Japan liegen. Auch in anderen Regionen mit viel tektonischer Aktivität kann sich gut Jade bilden, so etwa im nördlichen Himalaya und im Hochland von Tibet. Dort entstehen geologische Strukturen durch Auffaltungs- und Stauchungsvorgänge der Erdoberfläche, die wiederum starken Druck und Hitze verursachen. Aus solchen Regionen mit ihren reichen Fundstätten wird das Jadegestein vielfach in die Täler der Gebirgsflüsse gespült und innerhalb des Gerölls gefunden.

Fundorte

Es gibt weltweit diverse Fundorte von Jade, weshalb hier nur die wichtigsten genannt werden sollen. Einige von ihnen haben vorrangig eine historische Bedeutung:

In China fand man früher sehr große Blöcke von weißem und grünem Jadegestein, die nach historischen Überlieferungen vermutlich bis zu 30 Tonnen schwer waren. Nephrit wurde früher wahrscheinlich auch in Shanxi, in Lantian, am Unterlauf des Yangtse und in der Mandschurei gefunden. Diese Fundstätten könnten schon vor rund 10.000 Jahren ausgebeutet worden sein. Hierzu wird aktuell noch geforscht. Wenn sich diese Hypothese bewahrheitet, könnten die Menschen schon damals Jade zu Handelszwecken bis zu 3.000 km durch Hochgebirge und Wüsten transportiert haben. Als gesichert gilt, dass während der Han-Dynastie vor rund 2.400 bis 2.000 Jahren Jade für die Chinesen enorm wichtig wurde.

Verwendung von Jade

Die bedeutendste Verwendung ist die als Schmuckstein. Es gibt extrem teure Jadevarianten wie Kaiserjade (Imperial Jade), von denen ein Karat bis zu 8.000 Dollar kosten kann. Das ist in etwa der Preis eines lupenreinen Diamanten dieser Größe und deutlich teurer als Gold.

Allerdings ist die Verwendung als Schmuckstein gar nicht so einfach wie gedacht, denn Jade lässt sich nur schwer bearbeiten. Das liegt an der heiklen Konsistenz des Minerals, das sehr zäh ist und muschelig brechen kann. Historische chinesische Jade-Handwerker sollen in früheren Zeiten ein Stück Jade zunächst sehr gründlich untersucht und befühlt haben, bevor sie es bearbeiteten, was unter Umständen jahrelang dauern konnte. Die Bearbeitung erfolgt in zeitraubenden Arbeitsschritten mit Schleifen, Scheibensägen und Konturbohren. Wenn ein Schmuck aus Jade entstanden ist, muss dieser möglichst bei Raumtemperatur oder kühler gelagert werden, denn gegen Hitze ist er empfindlich, während er Säuren im kühlen Zustand gut widersteht, aber nach einer deutlichen Erwärmung auch durch diese angegriffen werden kann. Das wäre zu beachten, wenn Jade auf der Haut getragen wird. Dies betrifft vor allem das Ausgangsmaterial Jadeit. Es muss auch vor starker Sonnenbestrahlung und heutzutage vor einer Punktstrahlerbeleuchtung geschützt werden. Ebenfalls empfindlich reagiert es auf Ultraschall, mit dem sich ansonsten Steine recht gut reinigen lassen, und auf Silbertauchbäder. Diese könnten an der Steinoberfläche Flecken hinterlassen. Wenn also ein Schmuckstein aus Jade in Silber gefasst wurde, sollte dieser nur mit einem Silberputztuch gereinigt werden. Eine weitere Verwendung ist diejenige als Heilstein, wofür sich unbearbeitete Jade eignet.

Nachgesagte Wirkung

Dem Mineral Jade in seinen Varietäten sagt man körperliche und psychische Heilwirkungen nach. Diese Auffassung ist schon uralt.

Nachgesagte körperliche Heilwirkungen

Nachgesagte psychische Heilwirkungen

In psychischer Hinsicht soll Jade den Träger Freude, Lebenslust und Aufgeschlossenheit schenken. Andererseits soll der Heilstein beruhigend wirken und das Abschalten unterstützen. Die Sinne erfahren Ausgeglichenheit, Menschen erkennen sich selbst dadurch besser und schaffen es, sich zu verwirklichen. Jadesteine sollen dabei helfen, Vorurteile zu überwinden und die Gerechtigkeit zu finden. In ihrer Gesamtheit erlauben es die Wirkungen von Jade, dass die Träger die wahre Liebe finden. Sogar die Wandlung von Freundschaft zu Liebe wird dem Mineral nachgesagt, weil es die Harmonie fördert und diese wiederum auf die Umgebung ausstrahlt. Gleichzeitig soll der Heilstein die geistige Beweglichkeit und die Persönlichkeit helfen. Er soll auch Menschen helfen, ihre Ängste und Beklemmungen zu überwinden, insgesamt stärkt er den Mut. Nicht zuletzt fördert Jade das Einschlafen und auch die Traumdeutung.

Eigenschaften von Jade

Anbei die Eigenschaften von Jade im Überblick:



Chemische Formel (Jadeit): NaAlSi2O6
Chemische Formel (Nephrit): Ca2(Mg, Fe)5Si8O22(OH)2
Kristallsystem: Monoklin
Mineralklasse: Ketten-Silikate
Farbe: weißlich, grün(jadeit), violett(Lavendel-Jade
Mohshärte: 7
Dichte: 3,30 - 3,36 g/cm3
Glanz: wachsartig
Radioaktivität: nicht vorhanden
Magnetismus: nicht vorhanden



Jade Stein
Ein Jade-Stein
Forografiert von Immanuel Giel - Quelle Wikipedia