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Karneol


Inhalt:

Karneol ist eine Varietät des Minerals Chalcedon. Er ist undurchsichtig bis schwach durchscheinend und zweifarbig gebändert, in der Regel rot-weiß bis orange-weiß. Es handelt sich um einen faserigen Quarz. Seine feinkristalline Struktur ist nur unter dem Mikroskop erkennbar. Die hauptsächliche Verwendung erfolgt als Schmuckstein.

Mythologie und Geschichte

Woher die Bezeichnung Karneol stammt, lässt sich nicht eindeutig klären. Im Mittelalter war der Stein unter der lateinischen Bezeichnung corneolus bekannt, die spätestens ab 1078 nachweisbar ist. Später setzte sich die Bezeichnung cornelius durch. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) nannte den Stein in ihrer Physica so, während eine nach 1425 entstandene Pariser Abschrift ihres Werkes den Namen Cornelione nennt und ihn von der Kornelkirsche ableitet. Im Englischen, Französischen, Italienischen und Spanischen setzten sich ebenfalls Bezeichnungen mit „corn-“ durch (englisch cornelian, französisch cornaline, spanisch cornalina, italienisch corniola oder cornalina). Demnach soll corn- von der Bezeichnung für Horn stammen. Schon im Altertum war der Karneol ein begehrter Schmuckstein auf Ringen. Hierfür gibt es bekannte Beispiele:

Karneol
Fotografiert von Simon Eugster
Quelle wikipedia

Die alten Ägypter betrachteten den Karneol wegen seiner roten Farbe, die an Blut erinnert, als „Lebensstein“. Er wurde für Bestattungsrituale eingesetzt, das ägyptische Totenbuch erwähnt ihn. Zahlreiche Karneole enthielt das Grab von Tutanchamun. Die indisch-pakistanische Region Meluḫḫa trug unter der Herrschaft der Sumerer den Namen „Land des Karneols“. Zwei Halsketten im zypriotischen Museum von Nikosia bestehen aus zahnförmigen Muscheln und Karneolperlen, sie wurden in Khirokitia bei Ausgrabungen an Skeletten von Frauen gefunden. Ihr Alter schätzt man auf rund 5.500 Jahre. Ähnlich alt sind Karneole aus Troja.

Im Römischen Kaiserreich war der Karneol ein sehr begehrter Schmuckstein, der wiederum oft auf Siegelringen zum Einsatz kam und Glücks- bzw. Schutzsymbole enthielt. Solche Ringe trugen einfache Soldaten, der Ring selbst bestand dann aus Eisen. Ihre Offiziere trugen solche Ringe aus Gold mit dem Karneol als Schmuckstein. Er wurde vorrangig aus Indien importiert. Die römischen Legionen führten ihre Ringe bei ihren Schlachten mit sich, unter anderem fand man sie am Ort der Varusschlacht. Während des Niedergangs des römischen Reiches im 4. Jahrhundert hatten sich Karneole schon im Alpenraum verbreitet, ab dem 11. Jahrhundert waren sie in deutschen Gegenden sehr bekannt. Man fand sie beispielsweise in einem Kindergrab im Weimarer Land.

Der Einsatz auf Siegelringen hielt sich, unter anderem trug Martin Luther so einen goldenen Siegelring, in dessen Karneol die Luther-Rose (Luthers Wappen) eingeschnitten war. Die Fertigung dieses Ringes datiert man auf 1530, der Hersteller war wahrscheinlich ein Augsburger Juwelier. Heute ist der Ring im Grünen Gewölbe in Dresden ausgestellt.

Die sächsischen Kurfürsten liebten Karneole. August der Starke (1670 – 1733) ließ seine „Juwelengarnituren“ damit besetzen, die wiederum das Grüne Gewölbe im Dresdner Schloss zeigt. Sie gehören zum sächsischen Kronschatz. Die umfangreichste der neun Garnituren ist die „Karneolgarnitur“ mit 123 Einzelteilen. Die Goldschmiede der Gebrüder Melchior vollendete sie 1719.

Aufgrund der hautähnlichen Farbe von Karneol stellte man im Mittelalter aus dem Stein auch Puppen her. Goethe und weitere Dichter würdigten den Karneol literarisch, so Goethe im West-Östlichen Diwan, wo er einen Protagonisten über seinen Talisman aus Karneol sagen lässt, dass dieser Glück und Wohl bringe, seinen Träger beschütze und alles Übel forttreibe:

Talisman in Karneol,
Gläub'gen bringt er Glück und Wohl;
Steht er gar auf Onyx Grunde,
Küss' ihn mit geweihtem Munde!
Alles Übel treibt er fort,
Schützet dich und schützt den Ort. (...)

Oder auch in "Wenn ich endlich einmal wüsste" von Peter Paul:

"(...) Meiner Mutter Ohrgehänge
waren zwei Beryll-Kameen,
meines Vaters Halstuchnadel
war ein roter Karneol.
Edelsteine haben Kräfte:
grüner Pol und roter Pol. (...)"

Im 20. Jahrhundert erfuhr der Karneol als Schmuckstein eine gewaltige Renaissance. In Idar-Oberstein verwenden viele Schleifereien diesen Stein.

Bildung von Karneol

In der Natur tritt der Karneol entweder als Füllmaterial in Hohlräumen oder als sinterartiger Überzug von anderen Steinen auf. Teilweise ist er in Achaten zu finden. Dort bildet er unterschiedlich dicke Lagen in der charakteristischen Bänderung der Achate. Im Geröll von Flussablagerungen finden sich Karneole, die aus ihrem Ursprungsgestein gelöst wurden.

Fundorte

Mit Stand 2022 kennt man über 120 Fundorte von Karneol, die über die ganze Welt verteilt sind. Bedeutendere Vorkommen gibt es unter anderem an diesen Stellen:

Verwendung von Karneol

Karneol eignet sich gut als Schmuckstein wegen seiner relativ guten Mohshärte von 7, die denen aller Chalcedon-Varietäten gleicht (immer 6,5 bis 7), siehe hierzu auch die Mohssche Härteskala. Zudem weist der Stein keine Spaltneigung und bricht daher nicht ungünstig während der Verarbeitung. Diese erfolgt zu Ringsteinen, Gemmen, Ketten und Skulpturen. Am besten bringt ein Glattschliff das Farbenspiel des Karneols zur Geltung, was ihn zum begehrten Cabochon und Handschmeichler macht.

Nachgesagte Heilwirkungen

Schon immer glaubten die Menschen, dass sie ein Karneol vor bösem Zauber schütze. Dies zeigt sich noch heute in den ihm nachgesagten seelischen Wirkungen. Im Mittelalter trug man ihn in Amuletten gegen Verzauberung. Auch die Vermutung, er hätte starke körperliche Heilwirkungen, ist uralt.

Körperliche Wirkungen

Schon vor langer Zeit schrieben die Menschen dem Stein körperliche Heilwirkungen zu. Für Hildegard von Bingen war er einer der wichtigsten Heilsteine. Sie beobachtete seine Hilfe gegen Blutungen, Husten, Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten. In der Gegenwart verwenden ihn Patienten gegen Arthritis, Neuralgien, Rheuma, Fieber und Infektionen.

Psychische Wirkungen

Ein Karneol soll verschiedene psychische Wirkungen haben, unter anderem diese:

Auch die möglichen psychischen Wirkungen sind schon sehr lange bekannt. Der bretonische Bischof Marbod von Rennes (1035 – 1123) und der deutsche Bischof Albertus Magnus (1193 – 1280) erkannten gleichzeitig, dass ein Karneol den Zorn besänftigen soll. Der Gelehrte Konrad von Megenberg ging noch einen Schritt weiter und beschrieb in seiner der Oeconomia von 1354 den Stein als Allheilmittel für Charakterstärke. Dort heißt es, Schwache würden durch ihn fest, Feige kühn und Knechte zu Herren. In späteren Jahrhunderten empfahl man besonders Frauen einen Karneol für mehr seelische Stärke. Männer wiederum sollten ihn tragen, um ihre Anziehungskraft auf Frauen zu verstärken, wie der Ratgeber „Der aufrichtige Jubilierer“ von 1773 vermerkt. In der Esoterik gehört ein Karneol zu den Tierkreiszeichen Stier, Widder und Skorpion, in der Astrologie zu den Planeten Mars Jupiter. Der Dichter Theodor Körner schreibt ihn in seinen „Monatssteinen“ dem Juli zu.




Eigenschaften des Karneol

Nachfolgend die Eigenschafen des Karneols im Überblick:

Chemische Formel: SiO2
Kristallsystem: trigonal
Mineralklasse: Oxide/Hydroxide
Farbe: orangerot, braunrot, dunkelrot
Strichfarbe: weiß
Mohshärte: 7
Dichte: 2,50 bis 2,70 g/cm3
Glanz: Glasglanz bis matt
Spaltbarkeit: keine
Radioaktivität: nicht radioaktiv
Magnetismus: nicht magnetisch