Cabochon
Der Cabochon ist ein Schliff von Schmucksteinen. Er gehört zu den facettenlosen Glattschliffen. Was es zum Cabochon zu wissen gibt und wie dieser sich von anderen Schliffarten abhebt, das erfährt man nachfolgend.
Was ist der Cabochon?
Der Schliff gehört zu den ältesten Varianten, Schmucksteine oder Glas (für Linsen) zu schleifen. Der Stein erhält dabei eine flache Unterseite und eine konvex (nach außen) gewölbte Oberseite. Es gibt auch den doppelten Cabochon, bei dem beide Seiten konvex geschliffen sind. So einen Schliff findet man unter anderem bei optischen Linsen.
Das Wort Cabochon stammt vom französischen caboche ab und bedeutet „Nagel“ (für das Nageln von Schuhen) oder „Kopf“. Die Herstellung eines Cabochons gelingt auch mit einfachen Mitteln. Der sogenannte mugelige Schliff betont das Schimmern im Schmuckstein (oder Glas) und verstärkt es. Diese Lichtbrechungen entstehen auf natürliche Weise durch die Struktur des Materials (siehe nächster Abschnitt). Manche Steine haben besondere Farbschattierungen oder Musterungen, auch diese profitieren vom Cabochon. Die ovale oder runde Form des Cabochons wird manchmal zugunsten der natürlichen Form eines Rohsteins aufgegeben. So lassen sich beispielsweise in Quarzen die sternförmig eingelagerten Rutilnadeln betonen. Auch die natürlichen Einschlüsse in Bernsteinen sollen durch den Schliff nicht beeinträchtigt werden. Darüber hinaus bestimmen modische Gesichtspunkte die Form eines Cabochons. Wenn es zu einer derartigen Freiform kommt, handelt es sich um einen Fantasieschliff.
Das nachfolgende englischsprachige Video zeigt, wie man ein Cabochon entsteht:
Merkmale des Cabochon
Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt verstärkt der Cabochon verschiedene Lichteffekte, die schon natürlich im Stein existieren. Es sind diese:
- Adulareszenz: Dies ist ein bläuliches bis weißes und flächenhaftes Schimmern. Vor allem ist es beim Adularia (Mondstein) zu sehen, einer Varietät des Orthoklas. Die Lichtreflexionen wirken, als würden sie beim Bewegen des Mondsteins über seine Oberfläche laufen. Der Cabochon betont sie besonders. Adulareszenz entsteht durch die Lamellen in der Struktur des Kristalls. Sie bewirken Interferenzen des auftreffenden Lichts.
- Asterismus: Das Wort leitet sich vom griechischen ἀστήρ (aster = Stern) ab, weshalb es auch die Bezeichnungen Sternenglanz oder Lichtstern gibt. Den sternförmigen Lichtreflex in einem Kristall betont wiederum ein Cabochon ganz besonders. Er entsteht im Mineral durch feine Kristallnadeln oder auch Hohlkanäle und Fasern, die sich in einem Punkt (bei idealer Verteilung) treffen. Die Harmonie des Asterismus hängt von der Gleichmäßigkeit der Einschlüsse ab. Der Cabochonschliff lässt sie prinzipiell erkennen. Es sind Sterne mit vier bis 24 Strahlen. Beim Rosenquarz kann der Asterismus zudem kreisförmig auftreten. Bemerkenswert wirkt er bei Rubinen und Saphiren, es gibt regelrechte „Sternrubine“ und „Sternsaphire“. Er lässt sich auch künstlich bei synthetischen Steinen erzeugen, wirkt dann aber etwas zu gleichmäßig. In natürlichen Steinen ist er nie ganz perfekt, was ihren Reiz ausmacht. Ein Cabochon unterstützt diesen bemerkenswerten Effekt sehr.
- Chatoyance: Dies ist der sogenannte Katzenaugeneffekt. Das Mineral schimmert flächenhaft, was erst mit einem Cabochon richtig sichtbar wird. Dann ist bei Beleuchtung ein heller Lichtstreifen sichtbar, der zu den Fasern des Minerals senkrecht verläuft und bei seiner Bewegung über die Oberfläche wandert. Er erinnert an das typische Katzenauge. Die Chatoyance entsteht, weil im Kristall feine Fasern und Hohlkanäle parallel eingelagert sind, die das Licht senkrecht zur eigenen Achse reflektieren und wie Lichtleiter funktionieren. Auch eine Lichtstreuung erzeugt bei kleinsten Fasern diesen Effekt. Ein Cabochon lohnt sich für die Betonung dieses Effekts besonders beim Chrysoberyll, beim Falkenauge und beim Tigerauge.
- Irisieren: Dies ist ein regenbogenförmiger Effekt (vom altgriechischen ἶρις [ĩris] für Regenbogen), den wiederum der Cabochon sehr schön betont. Die Oberfläche des Steins erscheint je nach Betrachtungsperspektive in anderen Farben. Dies bewirkt die sogenannte Dünnschichtinterferenz, eine Lichtbrechung an dünnen Oberflächenschichten. Wir alle kennen diesen Effekt unter anderem von Seifenblasen. Schmucksteine mit gut ausgeprägtem Irisieren sind sehr begehrt.
Anwendung des Cabochon
Der Cabochon findet vor allem beim Mondstein, beim Tiger-, Katzen- und Falkenauge sowie bei Opalen seine Anwendung. Diese Steine werden dementsprechend auf relativ preisgünstige Weise als Schmucksteine geschliffen. Es gibt aber auch kleinere Edelsteine, die so geschliffen werden, so beispielsweise farbige Diamanten. Sie kommen als Schmuck, aber auch in wertvollen Uhrwerken als Achsenlager zum Einsatz, wo sie die Reibung verringern.
Welche Vorteile und Nachteile hat der Cabochon?
Der Schliff hat viele Vorteile und einige kleine Nachteile.
Vorteile
Ein Cabochon offenbart die Farbintensität des Schmucksteins und betont seine innenliegende Struktur inklusive der beschriebenen bemerkenswerten Lichteffekte. Daher werden gerade farbenfrohe Steine mit interessanten Einschlüssen besonders gern als Cabochon geschliffen.
Es gibt zudem den wichtigen Vorteil, dass der Cabochonschliff relativ schonend erfolgt, so etwa im Vergleich zum Facettenschliff. Daher lässt er sich auch für weniger robuste Minerale verwenden. Die Glättung und Formgebung der Oberfläche erfolgen in mehreren Schleifdurchgängen sehr behutsam mit unterschiedlichen Körnungen.
Natürlich hängen die sichtbaren Lichteffekte am Ende vom Mineral und der Anordnung eingelagerter Fasern und Hohlkanäle ab. Doch ohne Cabochon wären sie meistens gar nicht sichtbar. Nicht zuletzt wird der Schliff für Schmucksteine angewendet, weil er vergleichsweise preisgünstig durchzuführen ist.
Nachteile
Als ein kleiner Nachteil ließe sich betrachten, dass diese einfache Schliffform keinerlei Facetten aufweist. Daher wird der Cabochon eher selten für echte Edelsteine angewendet. Denn kleine Flächen des Facettenschliffs lassen einen Brillanten erst richtig funkeln. Er ließe sich immer auch als Cabochon schleifen, würde dann aber längst nicht mehr so spektakulär wirken. Dennoch gibt es wie erwähnt auch kleinere farbige Diamanten, Rubine und Saphire mit Cabochonschliff.
Alternativen zum Cabochon
Wer beispielsweise einen Diamanten mit einem eher ovalen bis rundlichen Schliff sucht, aber keinen Cabochon möchte, kann als facettierte Schliffe den klassischen ovalen Schliff, die Birnen- oder Tropfenform oder auch den bootsartig zulaufenden Marquise wählen.